JUZ – Normative Hauptsätze zur Kuchenzeit

– 7.000 € für das JUZ – Pragmatisches Jugendzentrum

Webseite des JUZ, Startseite, Stand 21.08.2016

Webseite des JUZ: juz-hamburg.de, Startseite, Stand 21.08.2016

BesucherInnen von Ausstellungseröffnungen interessieren sich nicht selten mehr für die gesellschaftlichen Aspekte der Veranstaltung als für die Kunst. Aus diesem Grund hat die BRD GALERIE, die u.a. von Tilman Walther und Dominic Osterried an wechselnden Orten initiiert wird, bei Ausstellungen auf die Eröffnungen konsequent verzichtet. Nun hingegen setzten die beiden Hamburger Künstler mit einem anderen Projekt – JUZ-PRAGMATISCHES JUGENDZENTRUM – ganz auf die soziale Komponente in Kunsträumen.

Während die GALERIE DOROTHEA SCHLÜTER mal Pause macht, ist das JUZ in die Große Bäckerstraße 4 gezogen. Mittwochs bis Freitags kann man dort in den schönen Galerieräumen bei Tütensuppe zusammenkommen. Freies WLAN gibt es auch. Gaming ist ein dominierendes Thema der mehrmals im Monat stattfindenden Vorträge, Workshops, Filmabende und Texte, die von einer offenen Gruppe um Tilman Walther und Dominic Osterried veranstaltet und veröffentlicht werden.

Webseite des JUZ, Detail aus Programmvorschau, Stand 21.08.2016

juz-hamburg.de, Detail aus Programmvorschau, Stand 21.08.2016

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juz-hamburg.de, Detail aus Programmvorschau, Stand 21.08.2016

Warum ich das für wertvoll halte?

Die Gaming-Branche ist inzwischen der umsatzstärkste Sektor der Kulturindustrie in Deutschland. Immer mehr Leute spielen: Das Durchschnittsalter steigt; Frauen sind inzwischen auch dabei; die Genrevarianz nimmt zu; Diversität entwickelt sich. Vor allem aber kann man sagen, dass der Gaming-Sektor unzählige Bilder produziert, die unsere visuelle Kultur – unseren Alltag – durchziehen und Strategien oder Techniken hervorbringt, die viele von uns sicher nicht weniger prägen als der verhältnismäßig passive Serien-, Film- und Fernsehkonsum. Worüber wird sich eigentlich unterhalten, wenn die Kunstszene nicht über Kunst spricht, fragt das JUZ. Übers Gamen!

Während die einen spielen und/oder darüber sprechen, gibt es die anderen, die sich mit visuellen, narrativen, distributiven und gesamtästhetischen Strategien digitaler und netzbasierter Kultur, zu der auch Computerspiele zählen, auseinandersetzten, um diese für die eigene künstlerische Bildproduktion zu nutzen. Die diesjährige Berlin Biennale ist nur ein aktuelles Beispiel dieser absehbaren Entwicklung. Ständig wird nun in der Bildenden Kunst die Trennung von Kategorien wie Realität und Virtualität oder Mensch und Maschine in Frage gestellt bzw. als überkommen postuliert – als wäre dieser Gedanke neu. Die Inkorporation neuer Bilderwelten und Ästhetiken folgt dem bekannten Narrativ, die Grenze von Hoch- und Populärkultur vermeintlich aufzulösen. Obgleich genau genommen wieder erst die Bildende Kunst kommen muss, um abgewertete kulturelle Kontexte zu inkorporieren, aufzuwerten und nun auch für Eltern, die insgeheim noch immer um ihre gamenden Kinder fürchten, salonfähig zu machen.

Das JUZ hingegen setzt bei der Primärerfahrung – beim Spielen und der Spielentwicklung – an und lebt eine Kultur, die schon vor den aktuellen Diskussionen um sogenannte ‚Post-Internet-Art’ ihren Platz in der Kunstwelt hatte – mindestens am heimischen Computer. Bei der Auseinandersetzung mit den Prinzipien und Strukturen des Gaming bzw. der Computerkultur wird im JUZ, wie bei der Veranstaltung RELEASE EARLY, RELEASE OFTEN, nach der produktiven Anwendung von Strategien z.B. aus der Softwareentwicklung auf die Kunstproduktion gefragt. Es interessiert mich, was aus solchen Überlegungen für die Bildende Kunst abgeleitet werden kann. Und da ich aus dem BRD-GALERIE Kontext weiß, dass sich im JUZ gute Kuratoren und Künstler engagieren, wäre ich doch auch auf eine Ausstellung im JUZ gespannt.

Webseite des JUZ, Detail aus Programmvorschau, Stand 21.08.2016

juz-hamburg.de, Detail aus Programmvorschau, Stand 21.08.2016

Ich weiß nicht wieviele Leute es wöchentlich ins JUZ treibt, aber ich weiß, dass es eine Menge kleinerer und größerer Kids gibt, die die direkten Behauptungen, Provokationen und ausgewählten Texte des JUZ mit höher schlagendem Herzen und voll Freude verfolgen.

„Wir sind viele“.

KBT4