„I identify as autistic pangender asexual demiromantic trans-asian cat otherkin“

– 3.000 € an Eske Schlüters

TIME TO SYNC OR SWIM heißt die sehr gelungene Ausstellung, von Eske Schlüters und Katrin Mayer, die heute in der KUNSTHALLE LINGEN zu Ende ging. Ich bin froh, die freie Sommerzeit für einen Ausflug nach Niedersachsen genutzt zu haben, um dort die jüngste Arbeit der Hamburger Künstlerin zu erleben.

Katrin Mayer und Eske Schlüters, "Time to sync or swim", Installation mit Audiospur (26 min.), Kunsthalle Lingen 2016, Fotos: Heiko Karn

Katrin Mayer und Eske Schlüters, “Time to sync or swim”, Installation mit Audiospur (26 min.), Kunsthalle Lingen 2016, Fotos: Heiko Karn

Die beiden haben hier gemeinsam eine vielteilige Installation geschaffen, die einerseits auditiv und andererseits visuell funktioniert. Die BesucherInnen befinden sich konstant zwischen diesen Eben und sind zur Auseinandersetzung mit und Synchronisation von diesen beiden Wahrnehmungs- und Informationskanälen angehalten. Nicht häufig sieht man, dass sich zwei eigenständige künstlerische Praktiken mit ihren spezifischen Fragestellungen so gut verschränken. Inhaltlich setzten sich die Künstlerinnen, die beide an der HFBK bei Eran Schaerf studierten, mit komplexen Identitätskonstruktionen auseinander, die sich insbesondere innerhalb digitaler Kontexte in unzählige Diversitäten auffächern. Grenzüberschreitend in alle Richtung bezüglich Gender, Sexual Orientation, Race, Species, u.a. steht hier vor allem das Otherkin-Phänomen im Fokus, das Leute beschreibt, die sich mehr oder weniger als nicht-menschlich identifizieren. Berühmt wurde hier die strittige Aussage auf einem tumblr blog „I identify as autistic pangender asexual demiromantic trans-asian cat otherkin“, die sich jedoch später soweit ich weiß als ‚troll‘ herausstellte.

Katrin Mayer und Eske Schlüters, "Time to sync or swim", Installation mit Audiospur (26 min.), Kunsthalle Lingen 2016, Fotos: Heiko Karn

Katrin Mayer und Eske Schlüters, “Time to sync or swim”, Installation mit Audiospur (26 min.), Kunsthalle Lingen 2016, Fotos: Heiko Karn

Eske Schlüters ist eine der Hamburger Künstlerinnen, deren Arbeit man häufiger außerhalb der Stadt als in Hamburg zu sehen bekommt. Man muss sich schon mal aufmachen, um ihre Videoinstallationen in der Bundeskunsthalle in Bonn, im Museum für Gegenwartskunst in Siegen (solo), im Frankfurter Kunstverein, im Mumok in Wien oder dem Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf (solo) zu sehen. Glücklicherweise ist Eske Schlüters nicht nach Berlin, Köln oder Brüssel abgewandert, sondern Hamburg erhalten geblieben. Ich würde mir wünschen, dass mehr vielversprechende KünstlerInnen nach ihrem Diplom in der Stadt blieben.

KBT4

Postskriptum: Katrin Mayer hätte ich auch gerne ausgezeichnet. Da sie nicht mehr in Hamburg lebt, ist dies leider nicht möglich.

"Per quanto mi riguarda (with and for a text by Ketty la Rocca)“, 2012, Installationsansicht der Ausstellung "Lieber Aby Warburg - Was tun mit Bildern?", Museum für Gegenwartskunst Siegen, 2012, Foto: Eske Schlüters

“Per quanto mi riguarda (with and for a text by Ketty la Rocca)“, 2012, Installationsansicht der Ausstellung “Lieber Aby Warburg – Was tun mit Bildern?”, Museum für Gegenwartskunst Siegen, 2012, Foto: Eske Schlüters